In seinem Ratgeber beschreibt Hermann Künig von Vach 1494 den Weg durch das deutschsprachige Europa, Frankreich und Spanien bis ans Kapp Finisterre (das Kapp der Finsternis, Ende der Welt) an der spanischen Westküste. Dort soll der Leichnam des heiligen Jakobus nach der Überfahrt aus dem heiligen Land in Spanien angelangt sein. Seither liegt der Heilige angeblich in seinem Grab in der Kirche von Santiago de Compostela, etwa zwei Tagesmärsche von der Küste entfernt im Hinterland. Nebst den Wallfahrten nach Jerusalem und Rom gehört dieser Weg seit jeher zu den am meisten begangenen.Der nicht von ungefähr "Pellerine" genannte Umhang des Pilgers besteht aus gewachstem Rindsleder. Er schirmt die Schultern sowie den restlichen Körper vom Regen ab. Als Vorlage für die Rekonstruktion dient ein Gräberfund aus Lourdes. Es scheint sich um die Pellerine eines heimgekehrten Jakobspilgers aus der Zeit um 1500 zu handeln.
(vgl. Berns grosse Zeit, Berner Lehrmittel- und Medienverlag 1999 ).
Gussformen für die Herstellung von diversen Alltagsgegenständen gehören zu den weit verbreiteten Funden durch diverse Epochen. Dies liegt wohl einerseits an deren Häufigkeit - andererseits an ihrer Beschaffenheit: sie bestehen in der Regel aus feinkörnigem Sedimentgestein (Schiefer, Sand- oder Speckstein). Mit dieser Technik wurden einfache bis hochdetaillierte Gegenstände gegossen: Gürtelschnallen, Fiebeln, Kinderspielzeug und eben auch Pilgerzeichen. Diese wurden von den Wallfahrenden an ihren Kleidern und Hüten befestigt.
Auf die Rekonstruktion folgt wie immer die Überprüfung ihrer Alltagstauglichkeit - und in diesem Fall zum Schluss ein kleines Rollenspiel unter Mittelalter-Darstellern: Auf der Rückkehr aus fremden Landen hat der Pilger die vergangene Nacht im Kloster Einsiedeln verbracht, wo er mit einer warmen Mahlzeit versehen wurde. Nun sucht er seinen Heimweg der Jona entlang vom Zürichsee Richtung Bodensee. Unterwegs macht er halt, um seine Flasche an diesem sauberen, rasch fliessenden Flüsschen ein weiteres Mal zu füllen.
Nach der Überfahrt über den Bodensee gelangt der müde Pilger nach Meersburg. Hier lässt er sich nieder um auszuruhen und um Almosen zu betteln. Doch wenig Zeit vergeht, bis er vom Hauptmann der Stadtwache aufgeschreckt wird. Da sich Bettler und Diebe unter dem Vorwand, Pilger zu sein, fest im Städtchen niederlassen, muss der Jakobspilger seine Echtheit anhand seiner Urkunde beweisen. Er erhält nun die Erlaubnis, sich sieben Tage lang in Meersburg aufzuhalten und zu betteln. Anschliessend muss er weiterziehen. Wohin ihn seine Heimkehr führen wird? Vielleicht liegt seine Heimat ganz in der Nähe in einem süddeutschen Ort. Vielleicht hat er aber auch noch viele Tagesmärsche vor sich, möglicherweise sogar bis an die Nordsee. Singend, betend, bettelnd geht er seinen Weg weiter. Mal in einer Gruppe, dann wieder allein, von Kloster zu Kloster, von Stadt zu Stadt.(Fotos: Isabelle, Christoph und Roger)


Guten Tag!
AntwortenLöschenIch habe genau das vor, was Ihr hier schön beschrieben haben: Eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela, allerdings im Stil des späten 14. Jahrhunderts, nicht des 15. ;)
Los gehts im Juli 2012, allerdings hat die Vorbereitungszeit längst begonnen. Vielleicht wollt Ihr ja hier mal vorbeischauen: http://am-jakobsweg.blogspot.com/
Hola zusammen
AntwortenLöschenIch bin genau nach solch einer Pilgergewandung auf der Suche. Wo kann man sich solch eine Herstellen lassen?
Hier meine mail michaelkaise@gmx.de
LG Michael